Konzertreise China 2006

05. bis 15. April 2006FlaggeDeutschland

Aufbruch ins Reich der Mitte
 

Mittwoch, 05.04.2006

Wir schreiben den 5. April 2006 und wieder einmal versammeln sich die Mitglieder des Blechbläserensembles der MSO und KDS unter der Leitung von Ulli Meiß am Bad Hersfelder Bahnhof, um zu einer aufregenden Konzertreise nach China aufzubrechen. In Frankfurt angekommen, besteigen wir erwartungsvoll den Flieger und landen nach etwa elf Stunden am Flughafen der Millionenstadt Shanghai.

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Donnerstag, 06.04.2006

Aufgrund der Zeitverschiebung von sechs Stunden verlassen wir mittags das Flugzeug und treffen nach etlichen Kontrollen am Airport erstmals mit einer Delegation unserer chinesischen Austauschpartner zusammen, die uns freudig Willkommen heißt. Weil unser eigentliches Reiseziel Hefei etwa 400 km von Shanghai entfernt liegt, brechen wir sogleich mit dem auf uns wartenden Reisebus dorthin auf.

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Die sechsstündige Busfahrt ermöglicht uns Eindrücke von der Natur Chinas zu sammeln, und als wir schließlich abends in Hefei ankommen, sind wir alle erschöpft und müde. Doch bevor wir zu unserem eigentlichen Domizil für die nächsten Tage fahren, werden wir noch von unseren Gastgebern in ein Restaurant zum Essen eingeladen. Dort treffen wir auch zum ersten Mal Brian und Lucy – zwei Lehrer, die unsere Reise vor Ort organisiert haben. Ausgehungert von der langen Fahrt wollen wir schnell das typisch chinesische Essen genießen, werden jedoch von einem etwas merkwürdigen Essbesteck gebremst: Stäbchen! Natürlich, wie konnten wir das nur vergessen!

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Dieser kleine Umstand bewirkt, dass sich das Abendessen zu einer längeren Sitzung ausdehnt, da einige von uns Probleme haben, die Stäbchen überhaupt in einer Hand zu halten, und anderen das Gewünschte auf halben Weg zum Teller zurück fällt. Unsere chinesischen Gastgeber beobachten uns dabei recht amüsiert. Nachdem alle satt sind, fahren wir weiter und erreichen schon nach kurzer Zeit die „Run’an Boarding School Hefei“, wo wir mit dem Bus über den Campus zu unserer Unterbringung gebracht werden. In einem der Wohnhäuser wurde extra ein ganzer Flur für uns geräumt und daher beziehen wir zu zweit die Zimmer, in denen normalerweise sechs Schüler wohnen. Eine erste Verwunderung überkommt uns, als wir die Waschräume begutachten, denn Gruppenduschen und vor allem Stehklos sind wir nun einmal nicht gewohnt.

Nach dem Beziehen der Zimmer werden wir noch zu einem kleinen Rundgang über den Campus eingeladen. Selbst bei Dunkelheit bemerken wir die Größe der Unterrichtsgebäude und Wohnhäuser, welche ungefähr 2000 Schülerinnen und Schüler von der Grundschule bis zum High School-Alter beherbergen, und sind beeindruckt von den Sportfeldern und dem Stadion. Spät am Abend fallen wir in unsere Betten, und selbst deren unglaubliche Härte – es gibt keine Matratzen, sondern wir liegen auf einem Lattengerüst mit einer Decke darüber – kann uns jetzt nicht mehr vom Schlafen abhalten.

Freitag, 07.04.2006

Es ist Punkt sechs Uhr morgens und nicht wenige von uns sitzen senkrecht im Bett, denn soeben schallte die Weckglocke der Schule durch unseren Gang. Da es erst um halb acht Frühstück gibt, lassen wir uns verschlafen in die Kissen zurückfallen. Doch auch jetzt ist nicht wirklich an Schlaf zu denken, denn schon dringt der Klang der chinesischen Nationalhymne in unsere Zimmer, zu der, wie wir später erfahren, die jüngeren Schüler ihren täglichen Frühsport machen.

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Pünktlich brechen wir gemeinsam zum Frühstück auf und werden von Brian zur Dining Hall geführt. In einem kleinen Raum wartet schon unser typisch chinesisches Frühstück auf uns – u.a. Reissuppe, welche von uns Bläsern zu dieser Uhrzeit mit unterschiedlicher Begeisterung verspeist wird. Nachdem wir alle mehr oder weniger satt sind, haben wir die Möglichkeit, den Unterricht der jüngsten Schüler unser Gastgeberschule zu besuchen, und bemerken erfreut das große Willkommensbanner, das über dem Hauptgebäude der Schule aufgehängt wurde. Später am Vormittag haben wir unsere erste Unterrichtstunde in Chinesisch und gelangen aufgrund der schwierigen Schreibweise und der für uns ungewöhnlichen Aussprache schnell an unsere Grenzen.

Nach einer kurzen Pause sammeln wir uns hinter dem Hauptgebäude, wo unsere Kampfsportlehrerin schon auf uns wartet: „Martial Arts“ steht auf dem Stundenplan. Darauf waren wir alle schon sehr gespannt und beobachten erst einmal tief beeindruckt unsere neue Lehrerin, die uns einige Übungen vorführt. Doch dann sind wir an der Reihe und lernen Schritt für Schritt eine ßbung kennen, die uns eigentlich nur zeigt, wie ungelenkig wir sind. Während einige immer noch mit der Abfolge der Figuren oder der richtigen Arm- und Beinhaltung kämpfen, entwickeln andere ungeahnte Talente.

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Nach dem Mittagessen haben wir erstmals Zeit zum Ausspannen. Manche nutzen sie zum Schlafen, wiederum andere zum Basketball Spielen und zum Sonnen auf dem Campus. Von den chinesischen Schülerinnen und Schülern werden wir mit starkem Interesse beäugt, doch noch traut sich noch kaum einer uns anzusprechen.

Später treffen wir uns mit dem Schulorchester im Arts Center, wo uns von den Lehrern und Schülern einige typische chinesische Instrumente vorgeführt und erklärt werden. Im Gegenzug stellen einige von uns unsere Blechblasinstrumente vor und geben eine kleine Kostprobe. Da die Gruppe nun einmal versammelt ist, nutzt Ulli die Chance und setzt eine Probe an, worüber sich niemand beklagt, da morgen unser erstes Konzert im Park von Hefei stattfinden soll.

Samstag, 08.04.2006

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Nach dem nun schon bekannten Frühstück brechen wir bald auf und fahren zu dem nahe gelegenen Park, in dem heute Nachmittag unser erstes Konzert stattfinden soll, um eine Generalprobe abzuhalten. Der Park bietet den Besuchern die Möglichkeit für sportliche Aktivitäten, ausgedehnte Spaziergänge, Bootsfahrten und zum Drachen steigen lassen.

Nach dem Mittagessen in der Schule ist es an der Zeit, uns für das nahende Konzert umzuziehen. Als wir erneut zum Park aufbrechen, können wir Massen von Schülern beobachten, die sich bereits auf den Weg dorthin gemacht haben. Schließlich ist zu Beginn des Konzertes die gesamte Schule vor der Bühne versammelt. Viele chinesische Schülerinnen und Schüler gestalten dieses Konzert mit uns und beeindrucken durch Tänze und Gesangseinlagen. Auch eine Kampfsportgruppe der Schule, die ausschließlich aus Grundschülern besteht, trägt einige ßbungen vor, und bald erkennen wir darin diejenigen Lektionen, die wir gestern gelernt haben oder wenigstens gelernt haben sollten und müssen neidlos anerkennen, dass uns die jungen Sportler in der Ausführung um Längen schlagen. Unser erstes Open Air-Konzert endet in einem großen Finale mit dem von uns Bläsern gespielten Schulsong, zu dem die Schüler begeistert mitsingen.

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Anschließend lassen wir voll guter Laune unzählige Fotoshootings über uns ergehen, geben sogar Autogramme und erhalten Briefe

sowie zum Teil kleine Geschenke. Wir entwickeln ein ausgeprägtes Fotolächeln, und es dauert einige Zeit, bis wir uns von den chinesischen Schülern trennen können und zur Schule zurückfahren. Am Abend werden wir ins nahe gelegene „Lotus Center“, ein großes Kaufhaus, gebracht. Dort nutzen wir die Gelegenheit und decken uns mit Süßigkeiten, Keksen und Getränken ein. Wie am Abend zuvor wird für eine großzügige Dreiviertelstunde das Wasser in unseren Waschräumen angestellt und danach finden wir uns spontan in einem der Zimmer zusammen, bis Ulli auftaucht, um Weiblein und Männlein zu trennen.

Sonntag, 09.04.2006

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Der Morgen des 9. Aprils ist für uns alle eine Entspannung. Trotz leichten Regens fahren wir mit dem Bus zum „Swan Lake“, einem großen See, der vor noch nicht allzu langer Zeit künstlich angelegt wurde. Die Besonderheit dieses Sees ist seine Form, da diese von oben betrachtet das chinesische Zeichen für Hefei ergibt. Echte Schwäne, die wir aufgrund des Namens erwartet hatten, sind nicht zu sehen, sollen aber im Sommer folgen und das Bild des Sees vervollständigen.

Nach diesem entspannenden Spaziergang ist es aber nun wieder an der Zeit, uns sportlich zu betätigen. Zu diesem Zweck wurde ein Basketballspiel zwischen der Lehrermannschaft unserer Partnerschule und den männlichen Mitgliedern unserer Gruppe angesetzt. Während unsere Jungs ordentlich ins Schwitzen kommen, zeigen die sieben mitgereisten Mädels den etwas verdutzten chinesischen Schülern, wie man die eigene Mannschaft anfeuert. Unterstützt durch Markus, der extra seine Trommel mitgebracht hat, stimmen wir Schlachtgesänge und Anfeuerungsrufe an, die zudem noch von Dirk und Thorsten mit der Trompete verstärkt werden. Jeder geworfene Korb wird mit einer Laola-Welle belohnt. Doch schnell zeigt sich, dass wir unseren eingespielten Gegnern stark unterlegen sind und an einen Sieg leider nicht zu denken ist. Wir verlieren haushoch, haben aber tapfer gekämpft!

Nach einer kurzen Mittagspause, die die Jungs dringend nötig haben, fahren wir in die Fußgängerzone von Hefei. Endlich shoppen und das getauschte Geld auf den Kopf hauen! Doch Pustekuchen: Wir ziehen im Pulk durch die Innenstadt, machen hier und da ein Gruppenfoto vor einer Einkaufscenterkulisse und werden schließlich von unseren Gastgebern in einem der eben genannten riesigen Kaufhäuser ausgesetzt. An Shopping ist hier nicht zu denken, da wir genügend Probleme haben den richtigen Ausgang wieder zu finden. Als wir uns zur verabredeten Zeit treffen, trägt kaum einer eine Einkaufstüte bei sich und unsere Geldbeutel wurden nur bedingt erleichtert. Auf der Straße werden wir mit den neugierigen Blicken der Passanten konfrontiert und öfter zeigt sich uns, dass es auch in Hefei viele arme Menschen gibt, die auf der Straße betteln.

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Schließlich fahren wir mit dem Bus weiter zu einem Restaurant, in welchem uns der Schulleiter unserer Gastgeberschule bereits freudig empfängt. Nicht nur das feine Restaurant an sich, sondern auch das Essen versetzt uns in Staunen, denn heute gibt es „Hot Pot“, was durchaus vergleichbar ist mit unserem heimischen Fondue. Jedoch werden die uns bekannten Speisen durch weitere wie Tintenfisch, Seetang und Schweineohrenscheiben ergänzt. Gesättigt und müde nach diesem aufregenden Essen fahren wir zu unserer Unterbringung zurück.

Montag, 10.04.2006

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An diesem Morgen werden wir von unseren chinesischen Betreuern Brian, Angel und Lucy früh geweckt, denn wir sind eingeladen, an der so genannten Flaggenzeremonie teilzunehmen. Als wir schließlich den Schulhof betreten, ist dort schon die gesamte Lehrer- und Schülerschaft versammelt. Zu den Klängen der chinesischen Nationalhymne wird die Nationalflagge gehisst und wir reihen uns zusammen mit den chinesischen Schülern in Reih und Glied auf, um den leidenschaftlich vorgetragenen Parolen ausgesuchter Schüler zu lauschen, die grundsätzliche Regeln gemeinmenschlichen Zusammenlebens thematisieren. Nach einer weiteren erfrischenden Unterrichtsstunde in „Martial Arts“ kehren wir in eines der Klassenzimmer zurück, um in das für China typische „Paper Cutting“ eingewiesen zu werden. Diese Art Papier zu verzieren kennen wir alle vage aus dem Kindergartenalter, doch hier stecken natürlich ein ausgeklügeltes Faltsystem sowie schwierige chinesische Symbole und Zeichnungen dahinter. Daher fällt es uns nicht immer leicht, unserer Lehrerin zu folgen.

Am Nachmittag besichtigen wir eine der Universitäten in Hefei. Im „Wanbo Institut“ werden wir herzlich in Empfang genommen und erhalten Einblicke in den Musik- und Theaterunterricht. Das Abendessen auf dem Universitätscampus ist ein richtiges Abenteuer, denn hier finden wir nun erstmalig das ein oder andere Huhn samt Kopf oder einen sehr schmackhaften Hühnerfüßesalat auf unseren Tellern, alles in allem ein wenig gewöhnungsbedürftig für den hessischen Mitteleuropäer. Da der Abend noch jung ist und wir uns sicherlich nur gelangweilt hätten, nutzen wir die Zeit anschließend für eine weitere Probe.

Dienstag, 11.04.2006

Der Morgen beginnt für uns alle nicht sehr erfreulich, denn es hat sich schnell herumgesprochen, dass zwei von uns leicht erkrankt sind. Während ein Krankentransport zum Arzt organisiert wird, fährt der Rest der Gruppe erneut ins Wanbo Institut. Dort warten schon viele Studenten auf uns, um uns einige Details über die Stadt Hefei mitzuteilen. Auf den folgenden Film über die berühmte Verbotene Stadt können wir uns nicht lange konzentrieren, denn wir sind alle schon viel zu stark in individuelle Gespräche mit unseren Austauschpartnern vertieft. Danach fahren wir zurück zu unserer Unterbringung, um ein wenig auszuspannen und uns für das Konzert am Abend vorzubereiten. Dort erfahren wir auch, dass unsere beiden Krankheitsfälle leichterer Art sind und sich schon wieder auf dem Weg der Besserung befinden.

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Am Abend dürfen wir ein wirklich außergewöhnliches Konzert mitgestalten und erleben, das wir im Stadion des Instituts zusammen mit mehreren chinesischen Studentinnen und Studenten vor mehreren Tausend Zuhörern geben. Wir sind beeindruckt von den Gesangsbeiträgen der Professoren und Studenten und staunen über die verschiedenen Tanzgruppen, die mit ihren schillernden Kostümen alle Blicke auf sich ziehen. Entsprechend spät fahren wir dann zurück ins Internat und lassen den Abend in guter Stimmung über das gelungene Konzert und die einmalige Atmosphäre ausklingen.

Mittwoch, 12.04.2006

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Mit dem 12. April ist für uns der letzte Tag in Hefei angebrochen. Morgens fahren wir zum letzten Mal ins Wanbo Institut und erhalten dort eine „Unterrichtstunde“ im Malen von chinesischen Schriftzeichen. Mit Pinsel und Tinte entsteht hier das ein oder andere Mitbringsel für Freunde und Familie. Wir fertigen Glücksknoten, Armbänder und Ketten an oder können einfach mit den Studenten Tischtennis oder Badminton spielen. Nach dem Mittagsessen verabschieden wir uns von Dozenten, Studenten und unserer netten ßbersetzerin. Gastgeschenke werden überreicht und letzte Fotos geschossen, dann kehren wir zurück ins Internat, um zu packen, da wir am Abend mit dem Nachtzug nach Tianjin aufbrechen werden.

Um uns die freie Zeit am Nachmittag zu vertreiben, haben sich unsere Gastgeber noch etwas ganz Besonderes ausgedacht: Wir nehmen am „English Olympics Contest“ der Grundschüler teil. Drei zweite Klassen und wir kämpfen um den Titel des Englisch-Champions. Die vier Gruppen müssen abwechselnd Fragen auf Englisch beantworten und Lieder singen. Dieser Wettbewerb wird alle paar Wochen unter den Grundschülern ausgetragen, um auf sportliche Weise zu überprüfen, ob die Kinder auch ihre englischen Sätze gut gelernt haben. Das Spiel kommt erst richtig in Fahrt, als sich jeweils zwei aus einer Gruppe an eine Art „Hot Button“ setzen müssen, denn nun kommt es auf Schnelligkeit an. Die Gruppe, die zuerst drückt, darf ein Bild beschreiben und bekommt dafür eine bestimmte Punktzahl. Zwischendurch feuern sich die Schüler gegenseitig an und rufen unglaublich laut im Chor: „Competition – faster, higher, stronger!“ Wir haben jede Menge Spaß und da sich unsere beiden Spieler Dorothea und Michel gut schlagen, erreichen wir am Ende einen grandiosen 2. Platz.

Nach der Verabschiedung durch den Schulleiter müssen wir leider zum Bahnhof aufbrechen. Da wir dort sehr früh ankommen und unser Zug erst einige Zeit später fährt, lassen wir uns mit Sack und Pack in einer der riesigen Wartehallen nieder. Weil uns Brian und Lucy nicht nach Tianjin begleiten werden, packen Dirk und Thorsten die Trompeten aus und spielen zum Abschied „Amazing Grace“, und als Michel auf Wunsch von Brian noch einmal „Aranjuez mon amour“ spielt, haben wir endgültig die gesamten Reisenden auf uns aufmerksam gemacht und erfahren zudem noch bevorzugte Behandlung durch die Bahnhofsdirektion bei der nachfolgenden Abfertigung.

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Wir werden von unseren Gastgebern dann noch zum Zug gebracht und verstauen unser Gepäck im für uns reservierten Wagen. Dann können wir gerade noch Brian und Lucy „Goodbye“ sagen, bevor sich der lange Zug auch schon in Bewegung setzt. Jedem wird ein Bett zugeteilt, und da immer drei Betten übereinander liegen und es keine Abteiltüren gibt, schlafen wir alle auf engstem Raum zusammen. Als um Mitternacht das Licht im Zug gelöscht wird, löst sich die Gruppe langsam auf und wir verkriechen uns in unsere schmalen, dafür aber weichen(!) Betten.

Donnerstag, 13.04.2006

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Wir werden schon früh von Angel geweckt, die mit uns reist, um zu gewährleisten, dass wir auch in der richtigen Stadt aussteigen. Nach einer sehr bequemen, aber viel zu kurzen Nacht erreichen wir gegen acht Uhr den Bahnhof von Tianjin, und mit größter Hast tragen wir Koffer und Instrumente aus dem Waggon. Dort erwartet uns bereits David, ein Lehrer, der uns während der letzten Tage begleiten wird. Beim Verlassen des Bahnhofs bemerken wir das große Willkommensschild, dass an unserem Bus befestigt wurde. Bevor wir zu unserer neuen Unterkunft, der Wanbo Boarding School in Tianjin, aufbrechen, fahren wir zu einem Markt. Zwei wunderbare Stunden lang haben wir jetzt die Möglichkeit an Ständen und in kleinen Läden ausgiebiges Souvenir-Shopping zu betreiben. Schnell haben wir verstanden, dass Handeln hier ganz normal ist, und das Feilschen um Preise macht uns großen Spaß. In kurzer Zeit haben wir uns mit Fächern, chinesischen Pinseln, Büchern, Schmuck und kleinen Drachen eingedeckt.

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Als wir endlich mittags unsere Schule erreichen, müssen wir erst einmal die schweren Koffer in den vierten und fünften Stock tragen, wo einige Zimmer für uns hergerichtet wurden. Von diesen sind wir sehr angetan, denn es gibt „richtige“ Toiletten und eigene Duschen auf jedem Zimmer. Nach dem sehr leckeren Mittagessen ist es schon Zeit für unser letztes Konzert in China. Wie schon die beiden zuvor wird auch dieses draußen stattfinden und wie üblich haben wir mit dem ungewöhnlich starken Wind zu kämpfen. Außerdem ist es heute leider recht kühl, was vor allem für die chinesischen Schülerinnen, die das Konzert mitgestalten und auf dem kalten Boden tanzen müssen, schwierig ist.

Später zeigen uns unsere Gastgeber noch eine besondere Attraktion in Tianjin, die „Out Beach“ genannt wird. Hier versammeln sich besonders im Sommer die Einwohner der Stadt am Fluss, um das gute Wetter zu genießen. Für die Abende gibt es eine Light Show über dem Wasser. Wir, die unter „Beach“ eigentlich etwas anderes verstehen, sind von der kalt wirkenden Anlage, die überwiegend aus Beton, Marmor und etwas grauem Sand besteht, ein wenig enttäuscht. Zum Abendessen werden wir zurück in die Schule gebracht, obwohl einige von uns schon mit McDonalds geliebäugelt hatten, deren gewohnter Werbung wir unterwegs begegnet sind. Die Nachtruhe wird an diesem Abend früh eingeläutet, denn morgen steht uns ein langer und anstrengender Tag bevor.

Freitag, 14.04.2006

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Gegen fünf Uhr werden wir durch lautes Klopfen an unsere Zimmertüren geweckt. Kurz nach sechs brechen wir verschlafen zu einer dreistündigen Busfahrt in Richtung Peking auf. Da keine Zeit für ein Frühstück war, werden wir unterwegs mit Brötchen, Kuchen, Milch und Eiern versorgt.

Zunächst fahren wir ca. 70 km in die Berge nördlich von Peking, wo wir die berühmte chinesische Mauer besichtigen können. Wir hatten eigentlich mit einem gemütlichen Spaziergang gerechnet, müssen aber erkennen, dass die Mauer in diesem Abschnitt sehr steil ist, und so müssen wir unzählige enge und z.T. sehr steile Treppenstufen erklimmen. Ulli ist wie immer hoch motiviert und entreißt erst einmal unserer „deutschsprachigen“ Fremdenführerin, die merkwürdigerweise selbst noch nie vorher auf der Mauer war, das gelbe Fähnchen (dieses sollte eigentlich dazu dienen, sie in den Menschenmassen auf der Mauer wieder zu finden). Er stürmt damit in einer Geschwindigkeit die Mauer hinauf, der zu folgen es einiger Anstrengungen bedarf. Erreichen wir dennoch gemeinsam einen der Türme, die in regelmäßigen Abständen in die Mauer eingebaut sind, eröffnet sich uns ein wunderbarer Ausblick über das eindrucksvolle und weitläufige Gemäuer und die karge Berglandschaft. Viel Freude an dem Fähnchen hat Ulli allerdings nicht, denn bereits wenig später wir es von einer Windböe erfasst und die Mauer hinuntergeweht, zum Entsetzen der zu diesem Zeitpunkt bereits völlig erschöpften Fremdenführerin.

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Da wir heute unbedingt noch in die Verbotene Stadt (den alten Kaiserpalast, der seinen Namen dadurch erhalten hat, dass er zu Zeiten der chinesischen Kaiser nur von der Kaiserfamilie, Konkubinen und Eunuchen betreten werden durfte) wollen, verlassen wir die chinesische Mauer früher als geplant und brechen zu dieser weltberühmten Sehenswürdigkeit nach Peking auf…

Freitag, 14.04.2006

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Da wir heute unbedingt noch in die Verbotene Stadt (den alten Kaiserpalast, der seinen Namen dadurch erhalten hat, dass er zu Zeiten der chinesischen Kaiser nur von der Kaiserfamilie, Konkubinen und Eunuchen betreten werden durfte) wollen, verlassen wir die chinesische Mauer früher als geplant und brechen zu dieser weltberühmten Sehenswürdigkeit nach Peking auf. Als wir sie nach langem Stau endlich betreten, werden wir stark mit der alten chinesischen Kultur und Lebensweise konfrontiert, die wir im bisherigen Teil unserer Reise vermisst hatten. Die alten, reich mit Gold verzierten und bemalten Gebäude sowie die in der Stadt enthaltenen Parks beeindrucken uns zutiefst. Am anderen Ende der Verbotenen Stadt, das wir nach ca. eineinhalb Stunden erreichen, befindet sich auch schon unser nächstes Besichtigungsziel: Der Platz des himmlischen Friedens.

Zu unserer Freude bleibt uns noch etwas Zeit zum Einkaufen, bevor wir zu unserem Hotel in der Nähe des Flughafens von Peking weiterfahren, und so stöbern wir noch in einigen Geschäften. Nach einer längeren Busfahrt (unsere Gastgeber hatten einig Schwierigkeiten unsere Unterkunft zu finden) beziehen wir endlich unsere Zimmer für eine letzte Nacht und feiern unseren letzten Abend mit einer kleinen Party (natürlich in Zimmerlautstärke).

Samstag, 15.04.2006

Nach dem Frühstück im Hotel werden wir zum Flughafen gebracht. Dort verabschieden wir uns von David und besteigen am Nachmittag schließlich den Flieger Richtung Heimat.

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Nach weiteren 10 Stunden Flug landen wir in Frankfurt und dürfen nach langwierigen Zollkontrollen bedingt durch die Angst vor der Vogelgrippe am Abend den Flughafen verlassen. Nach der gewohnten Zugreise werden wir in Fulda von unseren Familien abgeholt. Wir sind alle erschöpft und müde, doch absolut begeistert über die einmaligen Erlebnisse, die wir während unserer Zeit in China erfahren durften.

Svenja Mertelmeyer