Am Rande der masurischen Seen
Anlass unserer Reise war die Unterzeichnung eines Partnerschaftsvertrages zwischen dem Landkreis Dzialdowo/Polen und dem Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Hierbei sollten wir für die musikalische Umrahmung sorgen. Außerdem war es gleichzeitig der Gegenbesuch bei der polnischen Musikgruppe, die im April 2002 bei uns zu Gast in Bad Hersfeld war. Unsere Reisegruppe bestand aus 20 Musikern unter der Leitung unseres Musiklehrers Ulli Meiß, dem Direktor der Modellschule Obersberg, Herrn Weber, Herrn Krutzinna als weiterem Lehrer, fünf Biologieschülerinnen mit ihrem Lehrer Herrn Ribbekamp, und zwei Elternteilen.
1.Tag: Am Donnerstagmorgen trafen wir uns um 1.30 Uhr (!!) an der Obersbergschule in Bad Hersfeld, um den Bus zu beladen. Pünktlich um 2 Uhr starteten wir Richtung Dzialdowo, dem großen unbekannten Ziel in Masuren. Wir fuhren über Eisenach, Erfurt und das Hermsdorfer Kreuz Richtung Berlin-Zoo. Auf einem der Parkplätze nahe Berlin stieg noch ein weiteres Mitglied unserer Gruppe zu. Als wir Berlin-Zoo erreicht hatten, verließ uns einer der beiden Busfahrer. Als nächstes Ziel unserer Route stand der Grenzübergang Frankfurt/Oder auf dem Plan. Wir erreichten ihn etwa um 9.00 Uhr und konnten ihn bereits nach 15 Minuten passieren. Mangels Parkmöglichkeiten an der Grenze tauschten wir unser Geld erst einige Kilometer danach in Sloty um.
Da in Polen unser Bus nur 70 km/h fahren durfte, wurde die Fahrt, die uns über Posen, Konin, Kutno, Plock, Drobin und Mlawa nach Dzialdowo führte, mitunter zu einer echten Geduldsprobe. Als wir um 18.30 Uhr endlich in der Schule von Dzialdowo eintrafen, wurden wir von dem Direktor der Schule und dem Bürgermeister mit Kaffee, Saft, Kuchen und Keksen herzlich begrüßt. Anschließend verteilte man uns auf die Gastfamilien, und wir bekamen noch reichlich Abendessen, bevor wir uns schlafen legten, beeindruckt vom herzlichen Empfang unserer Gastgeber.
2.Tag: Am nächsten Tag mussten wir früh aufstehen, da wir uns bereits um 6.45 Uhr an der Schule treffen mussten, wo wir ab 7.00Uhr zwei Stunden Probe hatten. Zusätzlich wurde noch ein kleiner Vokalchor gebildet, der ein paar Lieder einstudierte, die sich die polnischen Gastgebern gewünscht hatten. Im Anschluss an die anstrengende Probe folgte nun unser erster Auftritt. Dieser fand im Kulturhaus von Dzialdowo statt, wo wir der Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages zwischen den Landkreisen Dzialdowo und Hersfeld-Rotenburg beiwohnten, um danach gemeinsam mit der polnischen Musikgruppe ein kleines Konzert zu geben, das bis mittags dauerte. Noch vor dem Essen fuhren wir weiter zu einer Begegnung mit einem Blasorchester in Plosnica. Dort spielte zuerst das polnische Blasorchester einige Stücke, anschließend waren wir dran. Um 14.00 Uhr fuhren wir dann nach Grodki, wo wir in der Mensa der dortigen Schule unser Mittagessen sowie einige Informationen über die dortige Schule bekamen. Nachmittags fuhren wir zum Kreisfest der Feuerwehr in Dzialdowo, wo wir verschiedenen Feuerwehrkapellen zuhörten. Danach ging es in die Gastfamilien zurück, wo wir das Abendessen zu uns nahmen, bevor wir uns um 19.30 Uhr in Malinowo, einem Nachbarort von Dzialdowo, zum Lagerfeuer trafen. Dort wurden Würstchen auf Holzspieße gesteckt und über dem Lagerfeuer gegrillt, viel erzählt und gefeiert. Um 22.00 Uhr klang die gesellige Runde am Lagerfeuer aus. Ein Teil der Gruppe fuhr in die Gastfamilien zurück, die anderen besuchten noch die Disco oder den örtlichen Pub.
3.Tag Die Zeit bis 15.00 Uhr stand zur freien Verfügung. So besichtigte ein Teil der Gruppe Olsztyn (das frühere Allenstein) oder Olsztynek. Andere fuhren zu den Landhäusern der Gastfamilien oder erkundeten Dzialdowo. Anschließend gab es wieder Mittagessen in den Gastfamilien. Um 15.00 Uhr trafen wir uns an der Schule und fuhren von dort zum Stadtpark, wo ein gemeinsames Konzert mit der polnischen Musikgruppe stattfand. Während des Aufenthalts im Park regnete es leider, und so waren wir alle froh, als wir zum Abendessen in die Gastfamilien zurückkehren konnten. An diesem Abend fand für die Erwachsenen der Gruppe, die mitgereisten Bürgermeister und den Landrat, die sich alle ebenfalls in Dzialdowo aufhielten, ein festliches Abendessen im Hotel Varia statt. Die Jugendlichen vergnügten sich hingegen entweder in der örtlichen Disco oder im Pub.
4.Tag: Am Sonntag mussten wir ebenfalls ziemlich früh aufstehen, da eine Tagesfahrt nach Danzig auf dem Plan stand. Um 7.00 Uhr ging es an der Schule los, gegen 10.30 Uhr trafen wir am Ziel ein. Die polnischen Jugendlichen begleiteten uns an diesem Tag in einem anderen Bus. Die Führung durch die Innenstadt dauerte etwa 2 Stunden, wobei wir uns unter anderem das „Glockenspiel am Langen Platz“ anhörten und die berühmte „Danziger Figur“ aus dem Fenster eines alten Hauses hinausblicken sahen. Danzig in seiner ganzen historischen Dimension wurde für uns zum beeindruckenden Erlebnis. Anschließend suchten wir uns eine Möglichkeit zum Mittagessen. Um 14.00 Uhr trafen wir uns wieder, um die Instrumente aus dem Bus zu holen und auf dem ?Langen Platz? ein Konzert geben zu können. Dabei nutzten wir die Gelegenheit, um im Anschluss noch ein paar Gruppenfotos zu machen. Den Abschluss der Fahrt nach Danzig bildete ein Abstecher in die Danziger Bucht mit Blick auf die Westerplatte, dem historisch so verhängnisvollen Ort, der für den Beginn des 2. Weltkrieges steht. Zurück in Dzialdowo – quasi als Kontrastprogramm – waren die Erwachsenen zu einer Party bei einer Lehrerin eingeladen, die Namenstag hatte, während sich die Jugendlichen zu einem Abschlussmeeting im bereits bekannten Pub trafen.
5.Tag: An unserem letzten Tag in Polen trafen wir uns um 8.00 Uhr in der Schule, um nochmals zu üben. Anschließend gaben wir gemeinsam mit den polnischen Gastgebern ein Konzert in der Turnhalle der Schule. Hier trafen sich nun noch einmal der Schulleiter der polnischen Schule, unser Schulleiter und der Landrat von Dzialdowo. Reden wurden gehalten und Geschenke überreicht. Anschließend besuchten unsere Schülerinnen und Schüler den Unterricht an unserer Gastgeberschule, während die Erwachsenen zu einem kleinen Empfang im Zimmer des Direktors eingeladen waren. Ihnen wurde später die Schule gezeigt. Danach folgten wir alle einer Einladung des Bürgermeisters ins Rathaus, wo wir einiges über die Geschichte der Stadt Dzialdowo erfuhren.
Die Erwachsenen wurden nach dem Treffen mit dem Bürgermeister vom Schuldirektor zum Essen in ein Restaurant gebeten, die Jugendlichen aßen in den Gastfamilien. Um 15.00 Uhr trafen wir uns alle an der Schule, und Instrumente und Koffer wurden verladen. Es gab noch einmal eine Feier mit Essen und Trinken, natürlich mit Reden und viel Musik, sogar unser zusätzlich eingeübter Gesang wurde zur Aufführung gebracht. Unser kleiner Chor gab somit fünf Lieder zum Besten, und dann wurde gemeinsam mit den polnischen Schülerinnen und Schülern „Du, du liegst mir im Herzen“ gesungen. Gegen 19.00 Uhr war es an der Zeit Abschied zu nehmen. Auf beiden Seiten flossen Tränen, „Nehmt Abschied Brüder“ wurde herzzerreißend von allen gemeinsam intoniert. Neben dem Bus warteten Dirk und Thorsten schon mit ihren Trompeten und bliesen zum Abschied „Amazing Grace“. Wir verabschiedeten uns lang und intensiv, bevor wir dann gen Heimat aufbrechen mussten.