Konzertreise nach Australien 2005

26.12.2004 - 09.01.2005FlaggeAustralien

Silvester "Down Under"

 

Sonntag, 26.12.2004

Alle Jahre wieder?- dieser Weihnachtsliedanfang passt nicht nur zum heutigen zweiten Weihnachtstag, der uns frühmorgens mit Plätzchenduft und beleuchteten, geschmückten Städten empfängt bzw. verabschiedet, sondern auch zu der Reiselust des Blechbläserensembles der MSO unter Leitung von Ulli Meiß, denn „alle Jahre wieder“ stehen kleinere oder größere Fahrten an. Konzertfahrten nach Russland, Frankreich, Polen und Indien waren in den vergangenen Jahren Höhepunkte des Ensembles, doch eine Entfernung von 16000 km haben weder wir noch unsere Instrumenteje zurückgelegt. Mit unermüdlichem Engagement haben Ulli, Helfer und Helfershelfer diesen Schüleraustausch mit der Shepparton High School in Victoria /Australien geplant und mit dem heutigen Tag sollen die Pläne in die Realität umgesetzt werden.

Am frühen Nachmittag heben wir mit der Fluggesellschaft „Cathay Pacific“ von Frankfurt aus ab und verbringen die nächsten zehn Stunden mit schlafen, Englisch lernen, fernsehen, essen oder einfach der Vorfreude auf die nächsten zwei Wochen, bevor wir frühmorgens bzw. für unser Empfinden nachts in Hongkong für zehn Stunden zwischenlanden und auf einer Stadtführung einen groben ßberblick über die chinesische Kommerzstadt erhalten.

Montag, 27.12.2004

Hongkong, das sich durch eigene Währung und Sprache sehr von China abgrenzt, wirkt auf uns recht kalt und künstlich; auf kleinstem Raum leben Menschenmassen – man möchte fast sagen – übereinander, was die gigantischen Hochhäuser, die fast überall anzutreffen sind, bezeugen; auch geizt die Stadt nicht mit Brücken und öffentlichen Verkehrsmitteln, denn für private PKW reicht der Platz einfach nicht aus. Frühlingshafte Temperaturen und gleichzeitig geschmückte Tannenbäume sowie Weihnachtslieder lassen in uns eine seltsame Gefühlsmischung aus Weihnachten und wiederum gar nicht Weihnachten aufkommen. Allmählich macht sich dann der Schlafmangel bei uns bemerkbar und ist auch durch Kaffeekonsum oder ähnliche Versuche nicht mehr aufhaltbar und so sind wir alle froh, den zweiten Teil des Fluges von Hongkong nach Melbourne- wenn auch mit einigen Stunden Verspätung- antreten zu können.

Dienstag, 28.12.2004

Wir fliegen dem Morgen Australiens entgegen, oder ist es nun Nacht? Durch zehn Stunden Zeitverschiebung sind wir etwas durcheinander, was dies betrifft, aber die vielen neuen Eindrücke in einem vollkommen fremden Land, 22 Flugstunden von der Heimat entfernt, halten uns wach.

Nach einer herzlichen Begrüßung durch einige der australischen Schüler und Linton Fergusson, den „Programmplaner unseres Aufenthaltes“, fahren wir ca. zwei Stunden in das nördlich von Melbourne gelegene Städtchen Shepparton mit rund 20.000 Einwohnern. Durch eine kleine Empfangszeremonie mit knuffigen Stoff-Koala-Bären und einer ungezwungenen, herzlichen Begrüßung durch die australischen Gastgeber fühlen wir uns gleich wohl und willkommen, und so ist es kein Problem, die restlichen Stunden des Tages alleine oder zu zweit in den Gastfamilien zu verbringen. Bei australischem Essen, Gesprächen und dem Kennen lernen australischer Lebensgewohnheiten geht die Zeit schnell herum und eine Dusche und Bett sind nach zwei Tagen „Unterwegssein“ angenehme Dinge, die wir gerne in Anspruch nehmen.

Mittwoch, 29.12.2004

Ein wenig enttäuscht wirkt Ulli schon, als wir ihn heute Morgen eher nebenbei begrüßen, ohne im Geringsten Notiz von seinem heutigen Geburtstag zu nehmen. Als dann aber anstatt des zweiten andirigierten Liedes ein vierstimmiges „Happy Birthday“ erklingt, ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen – Musik ist halt manchmal mehr!

Die Probe ist lang und anstrengend, doch als wir erfahren, dass „the audience on new years eve shall be nearly 20000 people“, steigt die Motivation des Weiterprobens. Mittags trifft man sich ungezwungen am See zum Picknicken und es ist erstaunlich, was australische Gastgeber ohne viel Aufsehen auf die Beine stellen. Sogar ein „Mud-Cake“, einer der kalorienhaltigsten Schokokuchen, die es wohl gibt (und für Ullis Schokogeschmack natürlich genau das Richtige), wird gezaubert und man teilt so, dass für alle etwas übrig ist. Da sich die deutschen Gäste in den Gastfamilien sehr wohl fühlen, ist es eine gute Gelegenheit, den restlichen Tag dort zu verbringen, und die Aktivitäten reichen von Bowlen über Schwimmen bis hin zu Stadtbummel und Sehenswürdigkeiten ansehen. Die Schule hat für uns eine nette Liste von Dingen zusammengestellt, die man unbedingt kennen lernen sollte, und wir können schon Folgendes verzeichnen:

VEGEMITE = nahrhafte „Maggi-Paste“, die dick aufgetragen BRRRRR? schmeckt, aber unheimlich gesund sein soll.
GALAH = oft anzutreffender Vogel, der Geräusche macht, als ob er jemanden auslacht.
GUM TREE = Eukalyptusbaum, die häufigste Baumart Australiens. Mal sehen, wann wir die nächsten „australischen Vokabeln“ mit Leben füllen können…

Donnerstag, 30.12.2004

Ein herrlicher Sonnentag! Man fährt an geschmückten Tannenbäumen vorbei und muss die Sonnenbrille aufsetzen, um nicht geblendet zu werden. „Da stimmt was mit ihrem Gefühl nicht“, würde Loriot jetzt sagen!!!

Heutiges Ziel ist der Kyabram-Fauna-Park, wo wir Vertreter sämtlicher einheimischen Tiere des Landes sehen können. Von sich um nur Millimeter am Tage bewegenden Koalas bis zu lustig hüpfenden Kängurus; von Taschen ausräumenden Kakadus bis zu diversen Schlangenarten ist alles vorhanden, und wir lernen bei jeder Menge Spaß nicht nur besser Englisch, sondern auch die Natur des Landes kennen. Das anschließende Barbecue ist große Klasse: völlig unkompliziert sitzt man auf mitgebrachten Picknickdecken bei allerlei australischen Köstlichkeiten zusammen, grillt, spielt Kricket (bzw. lernt die verheerend komplizierten Regeln) und genießt die Zeit.

Das Kräfte sammeln ist auch nötig, denn die nächsten vier Stunden Probe sind hart: ein geeignetes „Openair-Programm“ der Stücke ist zusammenzustellen und im Vorfeld der Reise lediglich per Post an die Teilnehmer versendete Stücke sind gemeinsam zu proben. Abends sitzt man gegen 21.00 Uhr in T-Shirt und kurzer Hose im Garten und spürt einfach den australischen Sommer, Gastfreundschaft und dass Musik verbindet.

Freitag, 31.12.2004

Wir verbringen viel Zeit in den Gastfamilien, was eine sehr gute Erfahrung ist, denn nur so kann man wahres australisches Leben kennen lernen und weiß plötzlich auch, warum man Fremdsprachen lernt. Da steht man nun auf der australischen Post und versteht einfach nicht, wie die verflixten Telefonkarten funktionieren. Die Menschen hier wirken sehr offen, freundlich und hilfsbereit und man fühlt sich nicht als Fremder; vielleicht mag das daran liegen, dass viele ihre Ursprünge als Fremde in diesem Land haben, da Australien fast nur aus Einwanderern besteht, und der englische Einfluss auch deutlich an Architektur, Straßennamen und Lebensgewohnheiten spürbar ist.

Nach kurzer Anspielprobe und „Sound-Check“ auf der Bühne in Mooroopna, wo das heutige Silvesterkonzert stattfinden wird, liefern wir gegen 20.00 Uhr ein gutes und gelungenes Programm ab; eine lockere aber dennoch begeisterte Atmosphäre der Zuschauer erwartet uns, und das Musizieren macht Spaß. Unser Programm reicht von Schlagern über Filmmusik bis zu australischen „Hits“, kommt gut an und unsere australischen Gastschüler sind im „Bravo“ und „Zugabe“ rufen eine Wucht.

Anschließend geht es bei der Silvesterparty in Russells „Scheerscheune“ rustikal und herzlich zu. Die Bigband der Highschool sorgt für die musikalische Untermalung des Abends, und die Gastgeber sind mit allen nötigen „Barbecue-Utensilien“ bewaffnet, die man sich nur denken kann. Eine besondere ßberraschung ist es, als Ulli und Björn zum Jahreswechsel das traditionelle australische „Jahreswechsellied“ „Auld lang syne“ spielen. Ebenso ungewöhnlich ist, dass wir das Jahr 2005 zehn Stunden vor deutscher Zeit begrüßen – ein Jahreswechsel, der uns sicherlich lange in Erinnerung bleiben wird.

Samstag, 01.01.2005

Guten Morgen Australien und Prost Neujahr Deutschland! Das Wetter ist heute eher durchwachsen und es bleibt Zeit, den Tag in den Gastfamilien zu verbringen, bis wir uns zum abendlichen Auftritt im Retired Soldiers League Club Shepparton treffen. So lernen einige einfache Beats am Schlagzeug, andere werden Farmer-Experten, indem sie Melkmaschinen-Ausstellungen besuchen, und wieder andere lassen es sich an Bergseen oder zu Hause gut gehen. Der „Erholungstag“ wird mit einem abendlichen Restaurantbesuch abgeschlossen, und gut gestärkt spielen wir unser zweites Konzert, das begeistert aufgenommen wird und durch das spontane gemeinsame Musizieren beider Gruppen mit der inoffiziellen australischen Nationalhymne „Waltzing Mathilda“ seinen krönenden Abschluss findet.

Sonntag, 02.01.2005

Wir beginnen den Tag mit einem Platzkonzert im Hafen von Echuca, einer Raddampferstadt am Murray River, dem Grenzfluss zwischen Victoria und New South Wales, mit guter Stimmung in allen Bereichen: Björn, unser 1. Trompeter, mutiert durch musikalische Einwürfe immer mehr zum Spanier, Dirk hat sich australischen Farmerhüten unterworfen und unser neues T-Shirt-Jeans- Turnschuhe-Outfit gefällt nicht nur uns, sondern auch Ulli!!!

Echuca, einst größter Inlandshafen Australiens, birgt mit alten Raddampfern, Pferdekutschen und dem Flair vergangener Tage eine unnachahmliche Atmosphäre, die wir bei einer netten Raddampferfahrt auf einem der alten „Paddle-Steamer“ einatmen bzw. bei der anschließenden Stadterkundung durch altes Handwerk genießen. Da heute ein richtig schöner Sonnentag ist, verbringen wir den restlichen Tag mit dem „Effizienz-Test“ von Sonnencremes aller Arten und Lichtschutzfaktoren und genießen „Curitime“, was ein Begriff aus der Aboriginessprache ist, und soviel bedeutet wie „in den Tag hinein leben“.

Montag, 03.01.2005

Nach einer knappen Woche Australien haben wir uns bestens an die Zeitumstellung gewöhnt und verkraften es ganz gut, heute in aller früh aufzustehen, nachdem gestern Abend einige unserer Gruppe den australischen Sternenhimmel bei einem Art „Daniel-Düsentrieb-Erfinder in allen Bereichen“ bestaunen durften; genauer gesagt lernten wir exakt denjenigen kennen, der privat die größten Himmelsteleskope Australien baut und der uns mittels seiner selbst gebauten Technik einen faszinierenden Blick zu den Sternen der südlichen Hemisphäre ermöglichte. Und wir erfuhren wieder ein Stück australisches Positiv-Denken: Verfährt man sich in Australien (so geschehen auf dem Weg zu besagtem Teleskop), ist die natürliche Reaktion nicht ein Schimpfen und Fluchen darüber, dass man den Weg vergessen hat, sondern man stellt lächelnd fest: „The memory was good up to this point“ (bis hierher wusste ich den Weg gut) – dass man nun den Weg nicht mehr weiß, ist zweitrangig! Nun gut.

In Sachen Pünktlichkeit jedenfalls sind unsere Gastgeber sehr verlässlich, und so verlässt der Bus pünktlich und vollgepackt mit Notenständern, Instrumenten und Gepäck für drei Tage die Schule Richtung Melbourne. (Björn ist ganz stolz, dass ihm zu Ehren eine australische Stadt benannt wurde, nämlich „MEL-BJßRN“ :).

Erster Programmpunkt soll der Victoria-Market sein, eine attraktive und sehenswerte Einkaufsmöglichkeit in der größten Stadt an Australiens Südküste. Ein Problem gibt es dabei allerdings: Die Australier verlegen gerne ihre Feiertage – falls diese auf einen Sonntag fallen – auf die anschließenden Werktage (eine tolle Regelung, die man auch in Deutschland einführen sollte!), und so sind wir und unser instinktiver Kaufdrang zwar da, nicht aber die Stände und Kaufmöglichkeiten.

Stattdessen erleben wir eine witzige Stadtrundfahrt mit der Straßenbahn und lernen eine gemütliche, saubere Zweimillionenstadt im viktorianischen Stil kennen, die viel Atmosphäre und Charme verbreitet. Der Melbourner Zoo ist durch den „Schein-Feiertag“ jedenfalls gut gefüllt und unser drittes Konzert im Zoo-Pavillon kommt gut an. Eine anschließende kurze Stadtrundfahrt mit dem Bus bringt uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt näher und es macht Spaß, die Stadt anschließend im Schnellverfahren auf eigene Faust zu erkunden und „Aussi-Läden“ mit Straßenschildern, Didgeridoos, T-Shirts und Bumerangs zu belagern….

Montag, 03.01.2005

Über die eindrucksvolle „Great Ocean Road“ erreichen wir schließlich das Küstenstädtchen Lorne und damit leider auch das schlechte Wetter. Unsere Gastgeber haben eine Turnhalle für uns angemietet, und die mitgebrachten Schlafsäcke und Luftmatratzen werden rechts und links in der Turnhalle unter Einhaltung der neutralen Zone (die Trennung von Männlein und Weiblein  als Lagerungsstätten aufgebaut. Unser „Duschbeauftragter“ Sebastian teilt die Duschen gerecht auf, Edith schrubbt für die dreißigköpfige Truppe Geschirr und Dirk erweist sich als Organisationstalent, indem er in einem Laden, der keine Geschirrhandtücher verkauft, selbige ausleiht. Wieder einmal erwartet uns ein Stück positives Denken: nicht nur, dass unser Busfahrer Lennart die Luftmatratzen aufpumpt, die Instrumente ein- und ausräumt und bei australischen Straßenschildern für Photos anhält. Als wir ihn fragen, wo er denn schlafe, meint er freudig „im Hilton“ und deutet auf sein Nachtlager in der Turnhalle. Nach gemütlichem Zusammensitzen und tropfendem Regen aufs Turnhallendach schlafen wir gut ein.

Dienstag, 04.01.2005

Eine so kalte, gewittrige, regnerische Nacht wie die heutige haben wir hier in Australien nicht erwartet, doch nach einem Frühstück in rustikalem Stil sind alle fit für die Tour auf der Great Ocean Road, eine eindrucksvolle Strecke, die wunderschöne Aussichten bietet und uns zum Touristenstädtchen Port Campbell führt, wo Zeit zum Essen, Muschelsuchen und Relaxen bleibt. Ein kurzer „Bushwalk“ durch die Oaklands zeigt uns, wie unterschiedlich die Landschaften Australiens sind: von kargen, steppenähnlichen Landschaften bis zu üppigen Regenwäldern ist alles vertreten.

Am frühen Nachmittag soll das eigentliche „Highlight“ dieses Tages – die Besichtigung der 12 Apostel, einer im Pazifik gelegenen zwölfteiligen Felsformation – folgen. Dieses Naturdenkmal lädt in seiner Schönheit zum Verweilen und Photographieren ein: Nicht aber so heute, denn kaum,dass das erste Gruppenbild aufgenommen ist, ergießen sich derartige Regenschauer über uns, dass an einigen unserer Bläser kein trockener Faden mehr ist und uns dieser Besuch nicht nur ob der Faszination der gigantischen Felsen bestimmt in langer, nasser Erinnerung bleiben wird. Regen hin, Regen her – wenn wir schon einmal in Australien sind, wollen wir auch viel sehen, und so verbringen wir noch einige Zeit an der Felsküste von „Loch and Gorge“, wo bei gefährlichen Brandungen in früheren Zeiten viele Schiffe sanken und sich zahlreiche Sagen um diesen Ort ranken.

Wieder in Lorne angekommen, steht uns der restliche Abend zur freien Verfügung; einige gehen essen, andere liefern sich in der Turnhalle harte Badminton-Duelle oder gehen früh zu „Schlafsack“.

Mittwoch, 05.01.2005

Ein geplanter Strandtag in Lorne und zugleich Dauerregen als Realität, so sind die Fakten an diesem Tag und so wird das Programm kurzfristig geändert, nachdem wir die Turnhalle wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt haben. Wir besichtigen den „Erskine-Wasserfall“ und anschließend stürzen sich einige Mutige in die Fluten von Lornes Wellen, was bei heutigen Temperaturen aber eher mit Neopren-Anzug zu empfehlen ist.

In die „Surfer-Welt“ tauchen aber anschließend alle ab, wenn auch nicht in den Pazifik, so aber in den Outlet-Ort Torquay, wo besonders die weiblichen Teilnehmer der Fahrt ihr Portemonnaie leeren und die meistgehörten Wörter Billabong, Ripcurl und Roxy sind.

Donnerstag, 06.01.2005

Vor der morgigen langen Busfahrt haben wir heute Zeit in den Gastfamilien, um neue australische Dinge zu erleben und zu genießen. Neu gelernte „Australien-Vokabeln“ sind:

PAVLOVA = ein irrsinnig leckeres, kalorienreiches Baiser-Sahne-Obstgemisch, das man immer weiter essen könnte.
MEAT-PIE = ein mit Hackfleisch gefüllter Teigkuchen, nach dessen Verzehr man keine weitere Mahlzeit am Tag mehr benötigt.

Um 18.00 Uhr beginnt die offizielle Verabschiedungsfeier mit allen Gasteltern und Schülern. Für uns sehr interessant und fremd ist es, als ein Aborigine mit seinen beiden Söhnen Didgeridoo spielt und rituelle Tänze aufführt bzw. anschließend seine Waren verkauft. Man taucht bei diesen Eindrücken in eine ganz andere, unvorstellbare Welt und es ist für uns sehr interessant, einen Einblick in diese Kultur haben zu dürfen. Anschließend zeigen wir unseren Gastgebern einige Bilder von Deutschland, damit sich die Schüler, die im Sommer zu uns kommen werden, ein Bild von ihrer Reise machen können; Eltern und Schüler sind sehr interessiert. Dass Deutschland vor noch nicht allzu langer Zeit geteilt war, ist für die allerwenigsten Australier besonders aufgrund ihres Freiheitsdenkens vorstellbar ? Die deutschen Gäste bekommen dann persönlich eine Urkunde über die Teilnahme an diesem Austausch ausgehändigt, was hier in Australien anscheinend einen sehr hohen Stellenwert hat. Eine deutsch-australische Musikdelegation sorgt für die musikalische Unterhaltung, und so beschließt man den Abend.

Freitag, 07.01.2005

Der Abschied von den australischen Gastgebern fällt allen recht schwer und es kullern einige Tränen, bevor der Bus Richtung Sydney abfährt. Wir überqueren den Grenzfluss Murray und verlassen somit Victoria und befinden uns nun im Bundesstaat New South Wales. Durch wunderschöne Landschaften und kilometerlange, kerzengerade Straßen fahren wir der Sonne entgegen und stoppen in Ettamogah Pub, einer witzigen Comic-Kneipe, in Gundagi/Five Mile Creek und in Goulburn, einer Gegend, in der das Merino-Schaf angesiedelt ist und wo die Verarbeitung der Wolle einen hohen Stellenwert einnimmt.

Gegen Abend erreichten wir Sydney und vom Sydney-Tower begrüßt uns die Stadt in ihrer vollen Pracht. Wir können uns kaum satt sehen an den vielen Hafeneinbuchtungen und dem wunderschönen Lichtermeer. Eine Media-Vorführung über wichtigste „Besonderheiten“ des fünften Kontinents wie z.B. Aborigines und deren Kultur, die vielfältigen Pflanzen und Tierarten des Landes, das Leben im Outback und andere interessante Themen gibt uns noch einmal zusammengefasst Informationen über Land und Leute. Unsere Unterkunft, das Backpacker-Hostel im Zentrum Sydneys, erweist sich als praktisch und gut, und so kommen wir auf unserer Fahrt sogar in den Genuss, ein wenig in das Leben eines „Rucksackreisenden = Backpacker“ hineinschnuppern zu können.

Samstag, 08.01.2005

Das Leben eines Rucksackreisenden bedingt als erste Grundregel, immer eine Hose mit Taschen zu haben, denn nur mit einer Art

Zugangskarte, die man immer dabei haben sollte, kann man sowohl sein Zimmer als auch Duschen, Toiletten etc. öffnen, weshalb dieses kleine Kärtchen von großer Wichtigkeit ist. Beim Frühstück entscheidet man sich für eine der drei Frühstücksarten je nach Geldbeutel und Geschmack und ist dann gut gerüstet für den Tag.

Letzterer beginnt damit, Fotos vor der weltberühmten Oper Sydneys zu machen; seit Jahren hat es zu dieser Jahreszeit nicht geregnet, aber?wie kann es anders sein: heute ist dies der Fall, und da wir die 12-Apostel-Lektion gut gelernt haben, bringen wir uns und unsere Auftrittsklamotten frühzeitig in Sicherheit. Am Darling Harbour, einem Teilstück des Hafens, haben wir unseren letzten Auftritt hier in Australien, und wie es sich gehört, kommt auch während des Spielens die Sonne zum Vorschein. Besonders schön und erfreulich ist es für uns, dass sich viele ehemalige Deutsche auf den Weg gemacht haben (ein ehemaliger Bad Hersfelder sogar von Canberra!), um uns zu sehen und zu hören.

Da die Auftritte stets gut von unseren australischen Gastgebern organisiert sind, ist nach dem Konzert wieder schnell alles in den Bus verladen und wir haben Zeit, uns in das Leben Sydneys zu stürzen. Einige fahren mit der Fähre nach Manly Beach und genießen dort das Strandleben und die Sommersonne, während andere per Führung das Opernhaus in Sydney erkunden, das ein imposantes Bauwerk darstellt. Jeder hat die Gelegenheit, die Stadt auf seine Art und Weise kennen zu lernen, per Rad, bei Besichtigungen von Kirchen, beim Bummeln durch die Geschäfte – fest steht, dass die Stadt trotz ihrer 4 Millionen Einwohner nicht hektisch und laut wirkt und sich mit ihrem einzigartigen Flair von vielen anderen Städten abhebt.

Im Aquarium tauchen wir in die Welt des nachgestellten Great-Barrier-Reefs ab und erleben exemplarisch die wundervolle Unterwasserwelt Australiens. Auch die Party- bzw. Rotlichtmeile der Stadt lassen wir am Abend nicht aus, wobei aber nur die reine Nahrungsaufnahme, die Suche nach besonders urigen Restaurants, dafür Grund ist. Immer wieder gibt es auch an diesem Abend neue Lebensweisen und Gewohnheiten zu entdecken: So kann man in den meisten Restaurants keine alkoholischen Getränke bestellen; es stellt aber überhaupt kein Problem da, von der gegenüberliegenden Kneipe Spirituosen mitzubringen und diese dann ohne Problem zum bestellten Essen zu konsumieren, was in Deutschland nicht denkbar wäre. Das Lichtermeer von der Hudson-Bridge ist nicht in Worte zu fassen?man muss es einfach gesehen und erlebt haben…

Sonntag, 09.01.2005

Nach Duschen, Frühstück und Bus beladen können wir noch mal unseren Kaufrausch auf „Paddys Market“, einer Halle voller Händler und Stände, ausleben und letzte australische Dollars unter das Volk bringen, was aufgrund der niedrigen Preise richtig Spaß macht. Stubby-Holder (zum Kühlen von Bierflaschen), Kuschelkängurus, Bumerangs, Didgeridoos und australische Delikatessen – alles wandert noch in die letzten Lücken der Koffer, bevor wir zum Einchecken zum Airport müssen. Viele Stunden Flug mit Zwischenstop in Hongkong warten auf uns – keine so schöne Vorstellung! Ob die Zeit während des Fluges nun schnell oder langsam herumgeht, kann man schlecht beurteilen, denn wir fliegen zwar 22 Stunden, brauchen dafür aber nur 11 Stunden, stellen wir in Frankfurt mit Blick auf die Uhr fest – die Welt gibt doch immer wieder Rätsel auf!

Als wir aber schließlich am Montagmorgen wieder deutschen Boden unter den Füßen haben und Richtung Bad Hersfeld rollen, freuen wir uns trotz der schönen Zeit auf zu Hause (zumal für alle anderen der Schulalltag wieder beginnt und uns für heute eine Schonfrist bleibt). Eine wunderschöne Reise mit vielen kleinen und großen Erinnerungen liegt hinter uns und wir freuen uns schon jetzt auf ein Wiedersehen mit den neu gewonnen Freunden und Bekannten im Juli 2005, wenn 43 Schülerinnen und Schüler in Begleitung einiger Lehrer nach Deutschland kommen werden. Ein großes „THANK YOU“ an Ulli, der diese Reise wieder mit viel Engagement, vielen Stunden Vorarbeit und Planung auf die Beine gestellt hat. Wir sind schon gespannt, was er demnächst für Pläne hat!

Bianca Nolte